
1. November 2022
in
FondsNews
Fondsnews 04.2022
1. Mai 2022
FondsNews
Liebe Leserinnen und Leser,
auch wenn unser Job branchenbedingt der Blick auf die Entwicklung von Geldanlagen ist: Der Krieg in der Ukraine ist vor allem ein menschliches Drama. Der Angriff Russlands auf seinen Nachbarn macht fassungslos. Die Angst vor einer weiteren Eskalation ist noch immer groß. Die harten Sanktionen des Westens sind notwendig und haben auch wirtschaftliche Folgen für uns alle.
Kein Wunder, dass die Aktienmärkte seit Kriegsbeginn kräftig eingebrochen sind. Hohe Energiepreise, die steigende Inflation und überhaupt die Unsicherheit, wie und wann dieser Konflikt zu lösen ist, lassen die Kurse Achterbahn fahren, während die meisten Anleger emotional zwischen Hoffnung und Angst schwanken.
Ging es Ihnen in den vergangenen Wochen auch so? Der Blick ins Depot war in den wenigsten Fällen schön. Was tun in solchen Phasen? Das ist die Frage der Stunde. In dieser Ausgabe versuchen wir deshalb eine Antwort darauf zu finden. So könnte sie lauten: Die eigene, eigentlich langfristig angelegte Strategie über Bord zu werfen, wäre jetzt der größte Fehler. Auch wenn die Sorgen oder Ängste noch so groß sind. Beide waren noch nie ein guter Ratgeber.
Depots werden nicht durch überhastete Umschichtungen krisenfest. Sondern über eine robuste Grundstruktur, die sich an langfristigen Entwicklungen oder Trends ausrichtet und nicht durch politische Krisen beeinflusst werden sollte
Viel Spaß bei der Lektüre!
Herzlichst
FondsbrokerNews 01-2022
PDF, 1,6 MB
Investieren in der Krise
Finanzkrise, Corona, Ukraine: In der jüngeren Vergangenheit scheint es gefühlt von einer Krise in die nächste zu gehen: Auf welche Investitionen kann man in Zeiten wie diesen überhaupt noch vertrauen? Und wie muss ein Portfolio strukturiert sein, um die Anlagen nicht nur in der jetzigen, sondern auch in allen noch kommenden Krisen zu schützen? Eins ist sicher: Die schlechteste Anlage ist die unter dem Kopfkissen. Der Nervosität an den Finanzmärkten sollten Anleger eher mit einer durchdachten und langfristigen Anlagestrategie begegnen.
Wann immer sich eine Krise am Horizont abzeichnet, schlägt traditionell die Stunde von Gold und Goldinvestments, mit denen in schwierigen Zeiten Vermögen gesichert werden kann. Dies gilt übrigens auch für alle anderen Edelmetalle. Sie gelten traditionell als krisenfest und haben sich im laufenden Jahr 2022 bereits als guter Inflationsschutz bewiesen. Noch besser sieht der Ausblick für Industriemetalle aus.
Mit den Trends zu erneuerbaren Energien und E-Mobilität ist in den letzten beiden Jahren die Nachfrage nach Kupfer, Nickel, Aluminium und Kobalt stark gestiegen. Der Ausfall von Russland als Rohstofflieferant verknappt das Angebot nun zusätzlich, was zu steigenden Preisen führen sollte.
Nicht zu vergessen: Entscheidend für den Aktienmarkt wird neben dem Krieg auch die globale Zinspolitik. Die US-Wirtschaft und die Zinserhöhungspolitik der US-Notenbank dürften die Zinsen weiter steigen lassen, was unterbewertete Aktien (Value) gegenüber Wachstumswerten begünstigt. Entwickelt sich die Weltwirtschaft weiterhin positiv, dürften Value-Aktien das bessere ChanceRisiko-Verhältnis aufweisen.
Als sehr stabil in der Krise haben sich offene Immobilienfonds erwiesen. Die Immobilienwerte wurden von dem Krieg in der Ukraine bisher nicht beeinflusst und die Mieterträge verfügen über einen eingebauten Inflationsschutz: Gewerbliche Mietverträge verfügen in der Regel über eine direkte Kopplung an den Lebenshaltungskostenindex oder die Inflationsrate.
Fazit
Krisenphasen bieten gute Einstiegschancen für einen langfristigen Vermögensaufbau, da die Bewertungen güntig sind. Im Rückblick der vergangenen 50 Jahre lagen breit gestreute Anlagen nach einem Anlagezeitraum von 12 bis 20 Jahren in der Regel im Plus. Natürlich sind die Wertentwicklungen der Vergangenheit aber keine Garantie für die Zukunft. Wer sein Geld auch in der Krise vermehren oder zumindest den Wert seines Vermögens erhalten möchte, sollte also eine ausgeglichene und langfristigenAnlagestrategie verwenden. Wir beraten Sie gerne dazu.
Schrittweises Investieren
Gehören auch Sie zu den vorsichtigen Anlegern, die noch über viel Liquidität verfügen, sich aber nicht für den einen Tag entscheiden möchten, an dem sie ihr Geld auf einen Schlag in den Markt werfen? Das ist aktuell mehr als verständlich. Aber da gibt es ja auch noch die alte Börsenweisheit, dann zu investieren, wenn die Kurse fallen. Es gibt einen nervenschonenden Weg aus diesem Dilemma: Nämlich Schritt für Schritt in den Aktienmarkt zu gehen.
„Im Einkauf liegt der Gewinn“. Diese alte Kaufmannsregel beschreibt wie keine andere die Sinnhaftigkeit antizyklischer Anlageentscheidungen. Ist die Unsicherheit an den Aktienmärkten hoch, verlangen Anleger hohe Prämien, um in Aktien zu investieren. Und je höher diese Risikoprämien sind, desto höher ist der zukünftig zu erwartende Ertrag.
Aber ganz so einfach ist es in der Praxis oft nicht. Eskaliert Putins Krieg weiter, droht eine handfeste Rezession, auch wenn Europa nicht direkt in den Krieg verwickelt wird. Es bleibt also hochgradig unsicher, wie es weitergeht. Diese Unsicherheit bringt den emotionalen Aspekt SCHRITTWEISES INVESTIEREN Mit der Salami-Taktik in den Aktienmarkt des Investierens in den Vordergrund. Aber: Im Gegensatz zum ökonomischen ist der sehr wohl handhabbar.
Denn wer sein Geld schrittweise anlegt, braucht nicht nur weniger Mut, sondern profitiert auch vom sogenannten „DurchschnittskostenEffekt“ oder dem „Cost-Average-Effekt“. Beispiel: Bei einem monatlichen Kapitaleinsatz kauft der Anleger bei sinkenden Kursen mehr Fondsanteile als in einem Monat mit steigenden Kursen. Dadurch erhält der Sparer auf längere Sicht die Anteile zu einem günstigen Durchschnittspreis.
In einer starken Wachstumsphase führt diese Strategie zwar langfristig zu einem niedrigeren Ergebnis als die Direktanlage des gesamten verfügbaren Vermögens, in Krisenzeiten ist diese „Salami-Taktik“ überlegen und vermindert das persönliche Timing-Risiko.
Fazit
Solange erhöhte Unsicherheit an den Märkten herrscht, empfehlen wir geplante Aktienkäufe über mehrere Monate zu streuen. Etwa über die Direktanlage des hälftigen Betrags und gleichzeitiger Einrichtung eines internen Sparplans. Für vorsichtige Anleger stellt dieses Vorgehen eine gute Brücke zum Aktienmarkt dar, weil sie so nervenschonender und antizyklisch investieren können.
Nicht nur auf China achten
Im letzten Jahr haben chinesische Aktien enttäuscht und auch Japan ist hinter den Erwartungen zurückgeblieben. Die bereits ausgerufene „Asiatische Dekade“ holpert ein wenig und daran hat auch der Krieg in der Ukraine nichts geändert. Trotzdem ist es zu früh, einen Abgesang auf Asien anzustimmen. Trotz aller vorhandenen Herausforderungen, bietet der Kontinent Anlegern langfristig noch größere Chancen.
Der chinesische Aktienmarkt war 2021 geprägt von der CoronaPandemie und einer andauernden Regulierungswelle der Pekinger Regierung. Lockdowns führten zu kostspieligen Produktion-Stopps und die neuen Gesetzesvorgaben setzten insbesondere den großen Technologiekonzernen zu. Der Schulterschluss zwischen den Staatsoberhäuptern Putin und Xi produziert zusätzliche Sorgen bei Anlegern.
Wer aber Asien mit China gleichsetzt, sieht nicht das vollständige Bild. Der Wirtschaftsraum wird zwar von China dominiert, die einzelnen Länder aber entwickeln sich unabhängig. Allen voran sind hier Indien und Japan zu nennen. Japan als entwickelte Industrienation nimmt eine Sonderrolle ein. Mit besten Voraussetzungen: Die Regierung verfolgt eine wirtschaftsfreundliche Politik, die Inflation ist niedrig, Unternehmensgewinne sind über die letzte Dekade deutlich gestiegen. Ebenso wie Südkorea verfügt die Inselnation über einen breitaufgestellten Technologiesektor und investiert viel Geld in Forschung und Entwicklung.
Indien steht zwar noch einige Entwicklungsschritte hinter Japan, hat aber andere Vorteile auf seiner Seite: günstige demografische Entwicklung, Verbesserungen der Infrastruktur sowie tiefgreifende Strukturreformen. Chancen bestehen in Wirtschaftsbereichen, die strukturelles Wachstum aufweisen und in denen die Bewertungen noch Spielraum nach oben haben, etwa Immobilien, Privatbanken, New Economy und Gesundheitswesen.
Fazit
Asien bleibt der Markt der Zukunft. Anleger sollten nicht nur auf die Entwicklung Chinas achten. Weitere Nationen bieten gute Voraussetzungen für Investitionen. Nicht zu unterschätzen: Anders als Europa sind viele asiatische Länder extrem weit mit der Digitalisierung. Behördengänge, überhaupt das öffentliche Leben – alles läuft digital oder doch zumindest mit digitaler Unterstützung. Dieser technologische Vorsprung könnte Grundstein für eine langfristig positive Entwicklung sein.
Lieferketten werden zur Achillesferse für die Globale Wirtschaft
Corona-Krise und Krieg in der Ukraine haben die Fragilität internationaler Lieferketten offengelegt. Stark steigende Kosten für viele Rohstoffe oder Vorprodukte bei immer längeren Lieferzeiten befeuern die bereits hohe Inflation. Unternehmen und ganze Wirtschaftszweige zwingt die aktuelle Situation auch langfristig zum Umdenken. Wie bei allen globalen Trends, wird es auch in diesem Fall klare Gewinner und Verlierer geben.
Erstes Anzeichen für diese Entwicklung war bereits der Handelskrieg zwischen den USA und China im Jahr 2018. Bekanntermaßen war ein Ziel des US-Präsidenten Trump dabei auch wieder Jobs aus China zurück in die Vereinigten Staaten zu holen, um Arbeitslosigkeit zu bekämpfen und die heimische Industrie zu stärken. Während damals die konkreten Auswirkungen auf die Wirtschaft marginal ausfielen, waren sie in der Coronakrise gravierend.
Aktuell bekommt die Industrie die Zero-Covid-Strategie Pekings zu spüren. Sei es durch längere Lieferzeiten diverser Produkte oder immer weiter steigende Preise. Die Bedeutung von Russland und der Ukraine sind für die Weltwirtschaft zwar ungleich kleiner als China, trotzdem ist gerade Europa auf russische Rohstoffe angewiesen. Es geht dabei nicht nur um Öl, Erdgas und Weizen, sondern auch um Metalle wie Palladium und Neon. Beide Rohstoffe werden insbesondere für die Halbleiterindustrie dringend benötigt. Also eine Industrie, die bereits vor Kriegsausbruch nicht die vorhandene Nachfrage bedienen konnte.
Wenn zukünftig deutsche Unternehmen ihre Produktion doch wieder verstärkt im Inland oder europäischen Ausland ansiedeln möchten, wäre dies aus Kostengründen wohl nur bei einem hohen Grad an AuLIEFERKETTEN WERDEN ZUR ACHILLESFERSE FÜR DIE GLOBALE WIRTSCHAFT Weckruf für die Industrie Corona-Krise und Krieg in der Ukraine haben die Fragilität internationaler Lieferketten offengelegt. Stark steigende Kosten für viele Rohstoffe oder Vorprodukte bei immer längeren Lieferzeiten befeuern die bereits hohe Inflation. Unternehmen und ganze Wirtschaftszweige zwingt die aktuelle Situation auch langfristig zum Umdenken. Wie bei allen globalen Trends, wird es auch in diesem Fall klare Gewinner und Verlierer geben. tomatisierung und dem Einsatz von Industrierobotern möglich. Dies bietet selbstverständlich Chancen für entsprechende Robotik- oder KI-Unternehmen, aber auch für Firmen, die bereits über stark automatisierte und digitalisierte Prozesse verfügen.
Europäische Regierungen wollen zudem die Vorherrschaft der USA und Asien im Technologiesektor nicht mehr als gegeben hinnehmen und kündigen entsprechende Förderprogramme an. Besonders im Fokus dabei das 5G-Netz, digitale Infrastruktur und Klimatechnologie. Gerade bei grünen Technologien gibt es in Europa einige Kandidaten, die auch auf dem globalen Markt eine führende Rolle einnehmen könnten.
Fazit
Die aktuellen Krisen sind zu einem Weckruf für die Industrie geworden. Zu lange wurden Abhängigkeiten von einzelnen Ländern oder Lieferanten einfach hingenommen und der Aufbau eines stabilen Netzwerks aus Lieferketten vernachlässigt. Wenn europäische Unternehmen daraus die richtigen Lehren ziehen, kann sich das für Anleger auszahlen: Zukünftige Lieferengpässen oder Probleme bei Zulieferern, sollten dann nicht mehr zu Produktionsausfällen oder stark steigenden Kosten führen, was wiederum für Stabilität in den Bilanzen und an den Börsen sorgt.
Mit Rückenwind von der Politik
Der Krieg in der Ukraine hat die Abhängigkeit der westlichen Welt von russischem Öl, Kohle und Gas gnadenlos offengelegt. Aus der Not kann Europa -und allen voran Deutschland- nun schnellstmöglich eine Tugend machen. Das bedeutet massive Investitionen in erneuerbare Energien und vor allem in die Energie-Infrastruktur. Vielen Unternehmen aus diesen Bereichen dürften daher Boomjahre bevorstehen.
„Wir müssen uns umgehend aus der Abhängigkeit von Gas, Öl und Kohle befreien“, forderte EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen jüngst. Damit meint sie unter anderem das in Deutschland verwendete Erdgas. Die Hälfte davon kommt aktuell noch aus Russland. Künftig soll Strom im Rekordtempo ausschließlich aus Sonne, Wind, Wasserkraft und Biomasse statt aus fossilen Brennstoffen in die Netze fließen. Bis zum Ende des Jahrzehnts der Anteil der erneuerbaren Energien auf rund 80 Prozent steigen.
Der Rückenwind aus der Politik kommt auch immer stärker an den Aktienmärkten an. War die Wertentwicklung seit November letzten Jahres eher durchwachsen, entwickeln sich Fonds mit Schwerpunkt auf erneuerbare Energien seit Kriegsausbruch deutlich besser als der Gesamtmarkt. Einen deutlichen Kursanstieg konnten auch viele Infrastruktur-Fonds erzielen, die einen Schwerpunkt auf Energieinfrastruktur legen. Darunter fällt der Ausbau von Stromtrassen oder Pipelines sowie die intelligente Vernetzung von Strom-, Gas- und Wärmenetzen.
Unterstützung für die europäischen Bestrebungen kommt auch aus den USA. Präsident Bidens nächste Konjunkturmaßnahmen werden den Energiesektor unterstützen. Dabei geht es ihm vor allem darum, mehr Arbeitsplätze zu schaffen. Schließlich hatte der Sektor der erneuerbaren Energien in den letzten fünf bis sechs Jahren die höchsten Wachstumsraten bei der Beschäftigung in den USA.
Fazit
Um eine wirtschaftliche Unabhängigkeit von Russland und eine klimafreundliche Infrastruktur zu schaffen, ist die Dekarbonisierung des Energiesektors von zentraler Bedeutung. Für dieses enorme Projekt sind massive Kapitalströme erforderlich. Gewinner sollten europäische Unternehmen aus den Sektoren erneuerbare Energie und Infrastruktur sein.
In eigener Sache
Am 18. September ist es wieder so weit: Auf Oldtimer-Rädern geht es bei der „Velowino“ zum sechsten Mal auf verschiedene, schöne Strecken an der Bergstraße. Dass die Fahrt auf den nostalgischen Drahteseln trotz Corona schon fast Tradition ist, daran hat die Fondsbroker AG keinen geringen Anteil. Auch 2022 sind die Vermögensexperten aus Großsachsen nicht nur mit einem Team dabei, sondern halten der Veranstaltung auch als Hauptsponsor die Treue.
Die Velowino in Weinheim ist Treffpunkt für Radfahrer sowie Sammler alter Rennräder oder Radklamotten. „Das passt zu uns“, sagt Vorstand Frank Gutschalk. Als Fondsbroker mit Firmensitz in einer historischen Mühle verbindet man selbst schon lange Tradition und Moderne. Und weiter: „Das Konzept der Velowino spricht uns nach wie vor an und deshalb haben wir entschieden, die Veranstaltung auch 2022 als Hauptsponsor zu unterstützen“
Die erzielten Überschüsse der Veranstaltung gehen einmal mehr an den Weinheimer Mittagstisch, der acht Wochen lang im Winter für Obdachlose und Notleidende eine warme Mahlzeit bereithält. Im Oktober des letzten Jahres konnten die Organisatoren zusammen mit FondsbrokerVorstand Frank Gutschalk einen stattlichen Scheck über 4.000 Euro an den Mittagstisch der Arbeitsgemeinschaft christlicher Kirchen in Weinheim übergeben.
Merkmal der VELOWINO ist die Freude am Fahren klassischer Räder in dazu passend nostalgischer Bekleidung. Daher werden weder Zeiten gemessen, noch gibt es Platzierungen, wohl aber Preise für das schönste Rad sowie das beste Outfit. Aber auch sportlich ambitionierte Rennradfahrer finden bei der VELOWINO anspruchsvolle Strecken, die einiges an Herausforderungen bereithalten. Benötigt wird allerdings ein altes Fahrrad, Baujahr 1988 oder älter mit möglichst passender Bekleidung. Die Anzahl der Teilnehmer ist begrenzt. Wer mehr zur Velowino erfahren oder sich für die Veranstaltung anmelden möchte, findet beides unter: www.velowino.de
Beim Berliner Testament
Wollen Ehepaare oder eingetragene Lebenspartner ihren Nachlass gemeinsam regeln und sich gegenseitig absichern, entscheiden sie sich häufig für ein Berliner Testament. Rechtsanwalt Frank Berner verrät im Gespräch eine Möglichkeit, einhergehende Steuernachteile auszugleichen.
Herr Berner, was genau ist ein Berliner Testament? Und warum ist es hierzulande so beliebt? BERNER: Ehepartner oder Lebenspartner setzen sich gegenseitig zu Alleinerben ein und bestimmen, dass erst nach dem Tod des zuletzt Verstorbenen der Nachlass an einen bereits bestimmten Dritten fallen soll. Dies sichert die finanzielle Versorgung des länger Lebenden. Ein Berliner Testament hat aber auch Schwachstellen wie die Bindungswirkung. Änderungen oder ein Widerruf sind nur gemeinsam möglich. Ist ein Partner verstorben, hat der Hinterbliebene nur sehr begrenzte Möglichkeiten.
Häufig ist zu hören, dass ein Berliner Testament steuerlich große Nachteile hat. BERNER: Das stimmt. Da die Kinder der Erblasser im ersten Erbfall leer ausgehen und der länger lebende Ehepartner das gesamte Erbe erhält, werden auch die Erbschaftssteuerfreibeträge der Kinder nicht ausgenutzt. Was viele nicht wissen: Mit einem Vermächtnis lassen sich die Nachteile ausgleichen.
Wie funktioniert das genau? BERNER: Wird einVermächtnis vereinbart, kann der Nachlass so verteilt werden, dass weder für den länger lebenden Ehepartner noch für die Kinder Erbschaftssteuer anfällt. Erhält der Ehepartner beispielsweise 700.000 Euro vom Erblasser, kann er 200.000 Euro auf die Kinder verteilen, damit die steuerfreie Grenze von 500.000 Euro für Ehepartner nicht überschritten wird. Der zweite Ehepartner hat dabei vollkommene Freiheit über die Gestaltung der Vermächtnisse. Er darf frei über die Höhe entscheiden. Lediglich eine Frist zur Auszahlung muss bereits im Testament festgelegt sein.
Wie steht es um Pflichtteilsansprüche der Kinder? Lässt sich das mit dem Vermächtnis ebenfalls regeln? BERNER: Nur bedingt. Stellt der länger lebende Ehepartner den Kindern in Aussicht, dass das Vermächtnis höher ausfallen wird als der Pflichtteil, werden die Kinder wahrscheinlich kein Gebrauch von ihrem Pflichtteilsrecht machen.
Gibt es für vermögende Menschen noch andere günstige Varianten eines Testaments? Oder sogar noch andere Varianten des Berliner Testaments? BERNER: Natürlich. Das hier ist nur eine Möglichkeit. In einem persönlichen Gespräch können noch mehr Möglichkeiten erörtert werden. Wie ich weiß, verfügt die Fondsbroker AG über ein Netzwerk aus erstklassigen Steuerberatern und Rechtsanwälten, die auch in komplizierten Fällen bei der Nachlassplanung bestens unterstützen können.